Fête de la Musique bei Thomas

veröffentlicht 21.06.2025 von Susanne Laurien, Ev. Kirchengemeinde Mainz-Oberstadt

(21.6.2025) Unter strahlend blauem Himmel trafen sich pünktlich zum Sommerbeginn am Samstag, 21.6., etwa 100 Musik-Interessierte, um in der Arena an der Thomaskirche ein Fest der Musik zu feiern.

Andreas Hauff, der Vorsitzende des Fördervereins Thomaskirche, zeigte sich in seiner Begrüßung erleichtert, dass der Baulärm an der Zufahrt nebenan seit einer halben Stunde beendet war und der Open Air-Veranstaltung nun nichts mehr im Wege stand. Er erzählte ein wenig von der Tradition der Fête de la musique, die in Frankreich schon seit mehr als 30 Jahren mit Musik auf offenen Straßen und Plätzen gepflegt wird und in den letzten Jahren auch in vielen deutschen Städten Einzug gehalten hat.

Kurz stellte er die Akteure des Abends vor:

Mit BarberKadabra unter der Leitung von Silke Wüllner sollte ein Barbershop-Chor antreten, der bereits drei Mal bei der Fête de la musique in Oppenheim gastiert hatte. Freuen durften sich die Gäste außerdem auf das Blockflötenensemble FLuTho, ebenfalls von Silke Wüllner geleitet, auf die kurzfristig zugesagte Einlage von Timea Jazayeri, Organistin in der Thomaskirche, und auf Beiträge der koreanischen Chung-Ang-Gemeinde, die für ihre Gottesdienste ebenfalls die Thomaskirche nutzt. Die koreanische Gemeinde war auch auf technischer Seite für den guten Ton verantwortlich.

Zunächst aber war das Publikum selbst gefragt. Nach einleitenden Worten und vom E-Piano aus dirigiert von Silke Wüllner, Gesangspädagogin und erfahrener Chorleiterin, sangen die Zuschauerinnen und Zuschauer „Viva la vida“, basierend auf einem Lied der Gruppe Coldplay, mit dem Fazit „Singing is a very good plan“, und anschließend „Sag mir, wo die Blumen sind“.

Dann übernahm FLuTho mit drei klassischen italienischen Flötenstücken aus dem 16./17. Jahrhundert die weitere musikalische Gestaltung. Die Namen der weniger bekannten Komponisten wurden nicht genannt - mit Ausnahme von Giovanni Giacomo Gastoldi, dessen Lied „In dir ist Freude“ im evangelischen Gesangsbuch verewigt ist. Die Musik klang eingängig harmonisch.

Aus dem Publikum kam die verwunderte Frage, warum die Sopranflöte nicht zum Einsatz kam. Silke Wüllner nahm dies zum Anlass, die Blockflöten im Einzelnen vorzustellen, von der Sopran- über die Alt- und die Tenorflöte bis zum Bass und Großbass. Und in der Tat hatte das Flötenensemble, das an diesem Abend nur aus vier Mitgliedern bestand, auf Grund der kleinen Besetzung auf die Sopranflöte verzichtet. Der personelle Engpass führte auch dazu, dass Silke Wüllner den Dirigierstab gegen Blockflöten tauschte und sich als fünfte Flötistin einreihte. Nach dem klassischen Auftakt begeisterte FLuTho das Publikum mit moderner Musik aus dem 20. Jahrhundert, zunächst aus dem Genre Ragtime mit „Maria‘s Rag“ und anschließend mit der filmmusikalischen Aufforderung aus dem „Dschungelbuch“: „Probier‘s mal mit Gemütlichkeit“.

Mit Gemütlichkeit, Frohsinn und Heiterkeit war wieder das Publikum aktiv. Silke Wüllner gab das Motto „Quodlibet“ aus, in der Musiktheorie die Zusammenführung unterschiedlicher Melodien zu einem Musikstück, und setzte es in die Praxis um mit den beiden Volksliedern „Heißa Kathreinerle“ und „Zum Tanze da geht ein Mädel“, die gleichzeitig gesungen wurden. Darauf folgte, mit dem nostalgischen Text „So schön, schön war die Zeit“, Freddy Quinns Schlager „Heimweh“.

Nach dem Singen erholte sich das Publikum bei wundervollen Klängen am E-Piano, meisterhaft gespielt von Timea Jazayeri. Passend zum Sommerbeginn in der fast schon tropisch anmutenden Arena ertönte „Summertime“ von George Gershwin. Mit den ebenfalls sommerlichen Stücken „Summerdays“ und „Launch in the Sun“ von Daniel Hellbach ging es leicht und romantisch weiter – und nach den drei leicht melancholischen Stücken „Hymne“, „Diary of Longing“ („Tagebuch der Sehnsucht“) und „Musik fürs Leben“ von Sven Voolstra in die Pause.

Seelisch erfüllt, wartete im Gemeindesaal eine reichliche Auswahl an köstlichen Speisen für das leibliche Wohl. Mitglieder von BarberKadabra und aus dem Förderverein der Thomaskirche hatten aus dem Gemeindehaus einen wahren Genusstempel gezaubert. Getränke, Snacks, Salate, Laugengebäck, Obst und Süßwaren standen bereit und wurden ausgiebig genossen, so dass die ursprünglich auf 20 Minuten angesetzte Pause verlängert werden musste.

Aufs beste gestärkt, startete die zweite Halbzeit mit der Lobpreisgruppe der koreanischen Chung-Ang-Gemeinde. Mit einem Sänger, zwei Sängerinnen, E-Gitarre, E-Bass, E-Piano und Schlagzeug trug die Gruppe die drei mitreißenden Lieder „Friend of God“, „Dancing Generation“ und „I am free“ vor. Im Sinne der aktuellen Jahreslosung „Prüfet alles und behaltet das Gute“ erinnerte der Leadsänger an die Liebe Gottes als das größte Gut und erklärte die Sprache der Liebe zu der Sprache, die die vielen Sprachen der Welt göttlich vereint. Das Lied „How Great Thou Art“ wurde in drei Sprachen vorgetragen: auf Englisch, Deutsch und Koreanisch.

Nach der Lobpreisgruppe mit ihren ergreifenden Liedern betrat der Nachwuchs der koreanischen Gemeinde die Bühne. Die drei jungen Akteurinnen hatten bereits vor der Pause einen Einsatz als Moderatorinnen, indem sie die Stücke von Frau Jazayeri ansagten. Nun durfte das Trio – Rina, Juah und Se-A – auch ihr Können an Violinen und Querflöte präsentieren. Begleitet am E-Piano von Eunhei Kim, berührten die Drei die Zuhörerinnen und Zuhörer mit der Instrumentalversion des Liedes „Von guten Mächten wunderbar geborgen“. Frau Kim ist Pianistin, doziert in der Kronberger Musikwerkstatt und hat erfolgreich an mehreren Musikwettbewerben teilgenommen.

Bei der Ankündigung von BarberKadabra begab sich Andreas Hauff auf historische Spurensuche. Barbiere sind bekanntermaßen Friseure; und in den US-amerikanischen Barbershops liegen in der Tat die Wurzeln dieses Gesangsstils. Sind es heute unter anderem Zeitschriften, in denen blätternd Wartezeiten überbrückt werden, war es um 1900 herum das gemeinsame Singen, das die Zeit vertrieb. Anfangs wurde Barbershop nur von Männern gesungen, doch dann eroberten auch Frauen diesen Musikstil.

Mit dem stimmgewaltigen Frauenchor BarberKadabra wurde es voll auf der Bühne. Die Frauenpower begann mit einem englischen Lied. Danach war ein interessantes Arrangement des deutschen Klassikers „Die Gedanken sind frei“ zu hören. Das Lied „It‘s a Kind of Magic“ diente Silke Wüllner dazu, in die Besonderheiten des Barbershop einzuführen. Die Besetzung besteht aus vier Stimmlagen, die pyramidenförmig übereinander gelegt sind – von unten nach oben und von der größten bis zur kleinsten Anzahl: Bass, Bariton, Lead (= führende Stimme) und Tenor. Diese vier eigentlich für die Männerstimmen geprägten Bezeichnungen werden auch bei den Frauenchören benutzt, wobei hier in der Regel eine Quinte höher gesungen wird. Bei den Erläuterungen hielten die Sängerinnen große Schilder mit ihrer Stimmlage in die Luft.

Dass Barbershop-Chöre im Allgemeinen und BarberKadabra im Besonderen ein Ohren- und Augenschmaus zugleich sind, zeigte sich von Anfang an. Die Sängerinnen überzeugten nicht nur musikalisch, sondern auch chore0grafisch, ganz besonders beim dritten Liebeslied – nach „One Fine day“ und „I Can‘t Recall His Name“ – nämlich „Bring Me Little Water, Silvy“, als sie sich als Body Percussionistinnen hervortaten.

Nach dem Barbershop-Klassiker „Lazy Day“ präsentierte BarberKadabra den eigens für den Chor anlässlich eines Events der Deutschen Bahn („Female ICE“) arrangierten „DB-Song“, der sich der Melodie von „Like Ice in the Sunshine“ bediente, und im Anschluss das Lied „Don‘t Stop Thinking About Tomorrow“. Wettbewerbsstimmung kam auf, als Silke Wüllner berichtete, dass BarberKadabra bei den deutschen Barbershop-Meisterschaften 2026 mit einem wiederum eigens zusammengestellten Arrangement aus den Liedern „Black and White“ und „Ebony and Ivory“ auftreten werde. Zu guter Letzt erheiterte BarberKadabra das Arena-Publikum mit dem Lied „Du hast den Farbfilm vergessen“ und rundete das Programm mit einem Medley aus „I‘m Into Something Good“ und „Happy together“ ab. Diese Darbietung in der Arena der Thomaskirche war ein voller Erfolg.

Als Andreas Hauff zum Abschluss allen Akteurinnen und Akteuren dankte und sich zuversichtlich bis zur Fête de la musique im nächsten Jahr verabschiedete, sprach er den zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern, einschließlich der Verfasserin dieses unbeabsichtigt lang geratenen Artikels, aus dem Herzen. Das gelungene Musikfest behält man gerne als Auftakt für viele weitere Feste zum Sommerbeginn in Erinnerung.

Den gemeinsamen Abschluss bildete Dietrich Bonhoeffers Lied „Von guten Mächten“ (in der beliebten Vertonung von Siegfried Fietz) - nach der instrumentalen Version zuvor diesmal zum mehrstimmigen Mitsingen, am E-Piano begleitet von Eunhei Kim. Ob man sich nach 3¼ Stunden gleich auf den Heimweg machte oder noch einmal kulinarische Einkehr im Gemeindehaus hielt – mit diesen Klängen im Ohr konnte man sich wunderbar geborgen fühlen.